Jan Wilm Winterjahrbuch
Jan Wilm, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und ehemals Dozent für Anglistik an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt, reflektiert in seinem Romandebüt Winterjahrbuch eine Literatur, die die Idee verabschiedet, ihre Entstehungskontexte überschreiben und sich so vollständig von diesen emanzipieren zu können.
Ein aussichtsloses Forschungsprojekt, fragmentarische Erinnerungen an eine unbenannte Liebe aus der Vergangenheit und die Absurdität, ausgerechnet in Los Angeles ein Buch über Schnee schreiben zu wollen, durchziehen einen inhaltlichen Zyklus, dessen Status als (literarische) Realität durch den Text selbst immer wieder infrage gestellt wird: „Ist Schnee, der in der Literatur fällt, nicht eigentlich Kunstschnee?“ fragt Jan Wilm als Akteur seines eigenen Schreibens und deutet so eine Reihe von Verschiebungen an, die Wissenschaft zu Fiktion, Gegenwart zu Vergangenheit und eine unmöglich aufzufüllende Leerstelle zum eigentlichen Thema des Buches machen: „Das Buch ist vorbei. Noch bevor ich es begann.“
Im Rahmen der Lesung diskutierten wir zusammen mit dem Autor des Winterjahrbuchs, DozentInnen und KommilitonInnen der Goethe-Universität im Sommersemester 2019 das Genre der Autofiktion, die Verhandelbarkeit von Erinnerungen im Medium der Literatur, und den Status quo des deutschen Wissenschaftsbetriebs.
Alle Zitate aus Jan Wilm: Winterjahrbuch. Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2019
Zu beziehen über die Website des Verlags: https://www.schoeffling.de/buecher/jan-wilm/winterjahrbuch
An dieser Stelle danken wir noch einmal Jan Wilm für die exklusive Vorpremiere des Romans und die Bereitschaft zum Gespräch mit uns.